Post-SFB 806 „Our Way to Europe“ – Culture-environment interaction and human mobility in the Late Quaternary

  Buchcover der SFB 806 Abschlusspublikation Urheberrecht: © Schweizerbart Science Publishers

Post-SFB 806 Aktivitäten

Der SFB 806 ist nach über 12 Jahren Laufzeit 2021 ausgelaufen. Zum Abschluss fand ein zusammenfassendes und phasenübergreifendes Kolloquium statt und es wurde eine umfassende Abschlusspublikation erstellt:

Litt, T., Richter, J., Schäbitz, F. (Eds.) (2021). The Journey of Modern Humans from Africa to Europa - Culture-Environmental Interaction and Mobility. Schweizerbart Science Publishers, Stuttgart. ISBN 978-3-510-65534-2

Trotz des offiziellen Projektabschlusses, sind wir weiter aktiv in dem Forschungsbereich, der im SFB "Our Way to Europe" bearbeitet wurde. Innerhalb von 12 Jahren haben wir viele Erkenntnisse gewonnen und Fragestellungen beantworten können, vor allem sind aber auch zahlreiche Folgefragen aufgekommen. Zudem sind in 12 Jahren Forschung und sieben erfolgreichen Dissertationen noch eine große Menge an Gelände- und Labordaten vorhanden, die großes Potential zur weiteren Auswertung bergen.

Einerseits beschäftigt sich unser Doktorand Bruno Boemke mit der geostatistischen Auswertung archäologischer und geowissenschaftlicher Daten auf einer mitteleuropäischen Skala. Im Rahmen dessen hat er kürzlich eine Publikation im Journal of Maps veröffentlicht:

Boemke, B., Einwögerer, T., Händel, M., Lehmkuhl, F. (2022). Upper Palaeolithic site probability in Lower Austria - a geoarchaeological multi-factor approach. Journal of Maps. doi: 10.1080/17445647.2021.2009926

Andererseits sind auch unsere ehemaligen Mitarbeiter*innen Dr. Janina Nett (geb. Bösken) sowie Dr. Stephan Pötter weiterhin aktiv und mit uns in enger Zusammenarbeit bei der Publikation von verbliebenen Ergebnissen.

Außerdem freuen wir uns, dass Daniel Veres im Rahmen eines Humboldtstipendiums unser Team verstärkt. Als erfahrener PostDoc arbeitet er an verschiedenen Fragestellung zum pleistozänen und holozänen Landschaftswandel in Südosteuropa.

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  Logo des Sonderforschungsbereichs 806 Urheberrecht: © 2017 CRC 806 - Our Way to Europe

Projektüberblick

Im Rahmen des Sonderforschungsbereiches 806, kurz SFB 806, werden die Migration und Verbreitung des anatomisch modernen Menschen vom nordöstlichen Afrika nach Zentraleuropa während der letzten 190.000 Jahre untersucht. Hierfür werden archäologische und geowissenschaftliche Methoden kombiniert, um die vorherrschenden Paläoumwelt- und Paläoklimabedingungen und deren Wirkung auf den modernen Menschen zu verstehen. Der SFB unterteilt sich in mehrere regionale und methodische Teilprojekte an den Universitäten zu Bonn, Köln und Aachen. Das Geographische Institut der RWTH forscht insbesondere in den Teilprojekten B1 und D1, welche das östliche Migrationstransekt der Verbreitung des modernen Menschen sowie die Senken der menschlichen Migration in Zentraleuropa untersucht. Regionaler Fokus liegt in Jordanien, dem mittleren und unterem Donaubecken, Österreich, Deutschland, Belgien und Nordfrankreich. Methodisch stehen vor allem sedimentologische, geochemische und photospektrometrische Auswertungen im Vordergrund sowie geochronologische Untersuchungen in Kollaboration mit der Universität zu Köln.

 

Verbreitung des Homo sapiens

Die Verbreitung des modernen Menschen begann vor circa 190.000 Jahren in Afrika und wurde mindestens einmal in der Levante unterbrochen. Die ersten Funde des Homo sapiens deuten auf ein erscheinen vor etwa 100.000 Jahren vor heute hin, jedoch ohne große Änderungen in der materiellen Kultur im Mittelpaläolithikum. Zwischen 46.000 und 35.000 Jahren vor heute traten die ersten Menschen mit einer typisch nahöstlichen, jungpaläolithischen, materiellen Kultur auf – die Ahmarianer. Bis heute sind diese Unterbrechung und eine mögliche Überschneidung mit westlichen Neandertalern nicht verstanden.

  Verbreitung des modernen Menschen Urheberrecht: © 2017 CRC 806 - Our Way to Europe Unser Weg nach Europa: Quellgebiete, Korridore der Verbreitung, Senkgebiete und ausgewählte, wichtige Untersuchungsräume.

Die ältesten fossilen Funde des modernen Menschen in Rumänien deuten auf die Einwanderung in Europa gegen 35.000 Jahren vor heute hin. Diese Funde waren allerdings isoliert und können keiner Kultur eindeutig zugeordnet werden. Funde mit gutem archäologischem Kontext datieren auf circa 31.000 Jahren vor heute. Dieser Mangel an Information lässt Fragen zum kulturellen Hintergrund offen und erschwert die Verknüpfung der Erkenntnisse zwischen dem Nahen Osten und Zentralosteuropa. Außerdem ist weiterhin unklar, ob diese ersten Menschen Begründer der heutigen Population waren oder ob ihre Nachfahren durch spätere Migrationswellen ersetzt wurden.

Die „Senke“ der Verbreitung des modernen Menschen in Zentraleuropa erfuhr zwei Migrationswellen. Die erste Kolonisation im Rheinland erfolgte zwischen 35.000 und 30.000 Jahren vor heute, während des Aurignaciens. Eine weitere Phase der Migration erfolgte mit dem Magdalénian nach der Maximalphase der letzten Eiszeit zwischen 20.000 und 14.000 Jahren vor heute. Seit 2009 wurden mehrere Löss-Paläoboden Sequenzen im Rhein-Maas Gebiet, Süddeutschland und dem Harzvorland untersucht, um die paläoökologischen Einflüsse auf den modernen Menschen besser zu verstehen.

 
Laufzeit 07/2009 - 06/2021
Förderung DFG SFB806
Projektpartner

Prof. Dr. Jürgen Richter - Institut für Ur- und Frühgeschichte, Universität zu Köln